*) Wie alles begann
Bevor wir auf die Elektroakustische Musik und ihre Pioniere eingehen, beginnen wir mit dem Auslöser der Elektroakustischen Musik.
Die Mechanik ist die Lehre der Bewegung von Körpern und im Grunde der Beginn, sich in der Musik in eine neue Richtung zu bewegen. Im 17. Jahrhundert begann die technologische Blüte der Mechanik und im Zuge dessen entstand auch die Musik auf Walzen. Ein Instrument der Absoluten Musik - kein Musiker ist von Nöten. So wurde der Weg zur Elektroakustischen Musik ermöglicht.
*) vor 1800 - Die Mechanik als Vorreiter
Zu den Wegbereitern in Österreich zählte Wolfgang von Kempelen, der mit seiner Sprechmaschine (1769) bekannt wurde. Weitere Vorreiter im Ausland waren Václav Prokop Diviš (CZ), bekannt durch sein Instrument "Goldener Dionysius" (1748) und Jean-Baptiste Delaborde (FR), bekannt durch sein elektrisches Cembalo "Clavessin électrique" (1759).
Abbildung: Die Sprechmaschine von Wolfgang von Kempelen
Quelle: http://www.deutsches-museum.de
*) von 1800 bis 1900 - Von der Mechanik in die Elektrik
Im Jahre 1856 wurde das erste Transatlantikkabel in Betrieb genommen, das die Einführung der Telegrafie vorantrieb. Die Glühbirne war ebenfalls schon erfunden und die elektrische Revolution war im Vormarsch.
Abbildung: Karte des Transatlantikkabel zwischen Europa und Amerika
Quelle: http://atlantic-cable.com
Matthäus Hipp (CH) war für viele Erfindungen von Elektrikgeräten bekannt. Eine seiner Erfindungen war auch das "Elektromechanische Piano" (1867) und wahrscheinlich das erste elektronische Instrument. Ein weiterer Erfinder namens Elisha Geay (USA) wäre der Gründer des Telefones geworden, wenn er sein Patent vor Alexander Graham Bell angemeldet hätte. Dennoch ging er in die Geschichte ein als Erfinder der ersten elektronischen Instrumente. Er baute das "Musical Telegraph" im Jahre 1874 und ging damit auf Tour. Auch Thaddeus Cahill (USA) mit dem "Telharmonium" und William Duddell (UK) mit "Singing Arc" waren Pioniere der elektronischer Instrumente.
1899 entstand der neue Tonträger - das Tonband.
*) von 1900 bis 1950 - Das Theremin und das Trautonium
Immer mehr Musiker und Technikinteressierte bauten elektronische Musikgeräte. Vor allem in den 1920er und 1930er Jahren gab es einen regelrechten Boom am Bau von elektronischen Musikgeräten. 1921 präsentierte der russische Physiker Lew Termen ein Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird - das Theremin.
1930 entwickelte Friedrich Trautwein (*1888 †1956) gemeinsam mit Oskar Sala (*1910 †2002) den ersten Prototypen des Trautoniums. Aufgrund des hohen Preises wurde die Produktion von "Volkstrautonien" für den Eigengebrauch nach 200 Exemplaren eingestellt.
Das Theremin und das Trautonium wurden durch die Einsetzung in der Filmmusik sehr bekannt. In der Vorkriegszeit hörte man das Theremin in "King Kong und die weiße Frau" (1933) und "Frankensteins Braut" (1935). Später wurde es überwiegend in Sci-Fi Filmen wie zum Beispiel "Der Tag, an dem die Erde stillstand" (1951) verwendet. Das Trautonium hörte man in Alfred Hitchcocks "Die Vögel" (1963) und George Lucas' "Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith".
Abbildung: Trautonium
Quelle: http://de.wikipedia.org User: Morn the Gorn
Beide Instrumente sind Vorreiter des Synthesizers und brachten Robert Moog dazu den ersten Synthesizer zu bauen. Heute ist Moog Music Inc. der wichtigste Hersteller von Thermini. (Österreichbezug: 1984 hatte Robert Moog den Vorsitz bei der Fachjury "Grand Prix Ars Electronica" in Linz).
*) 1950er - Beginn der Elektroakustischen Musik
Die Geburt der Elektroakustischen Musik beginnt mit den Pariser Anfängen der Musique Concrete.
Pierre Schaeffer (*1910 †1995) experimentierte mit Alltagsgeräuschen und nahm diese auf Schallplatten auf. Als Tonbandgeräte erschwinglicher wurden, nahm er seine Geräusche auf Tonband auf. Durch manipulieren der Abspielgeschwindigkeit und Laufrichtung entdeckte er eine neue Klangkomposition - Musique Concrete war geboren.
Die Entdeckung löste einen ideologischen Streit mit der gleichzeitig erscheinenden Elektronischen Musik aus Köln aus.
Abbildung rechts: Pierre Schaeffer im Studio 54
Quelle: http://www.songsofthecosmos.com
Im Kölner Studio für Elektronische Musik arbeitete Karlheinz Stockhausen (*1928 †2007), der als Pionier der Elektronischen Musik gilt. Er zählt zu den bedeutesten Musikern die dieses Genre aufbauten. Anfangs komponierte er auf Tonband später kam er durch den Einsatz von Ringmodulatoren, Klangfiltern, Verzerrern etc. zur Live Elektronik. Seit 1984 setzte er Synthesizer in seinen Aufführungen ein. Karlheinz Stockhausen ist Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Elektroakustische Musik (DEGEM).
Ein weiterer Pionier der Elektronischen Musik ist Pierre Henry (*1927). Er gilt ebenfalls wie Karlheinz Stockhausen zu den 'Vätern' der Techno Musik und war ein Wegbereiter der Musique concréte. Anfang der 50er Jahre wirkte er im Club d'Essai Studio des ORTFs in Frankreich. Henry produzierte gemeinsam mit Schaeffer die 'Symphonie pour un homme seul' und erregte Aufsehen bei der Uraufführung, da dieses Stück ohne Partitur vorgestellt wurde.
Mit 'Psyché Rock' wandte er sich auch der Rockmusik zu. Dieses Werk wurde in einer geänderten Form auch die Titelmelodie von 'Futurama'.
Abbildung rechts: Pierre Henry
Quelle: http://www.laut.de/Pierre-Henry
Nicht nur in Europa veränderte sich die Elektronische Musik. Auch in Amerika schritt man voran. Das Ehepaar Louis und Bebe Barron beschäftigte sich mit der erweiterten Möglichkeit des Tonbandes zur Musikproduktion in ihrem eigenen professionellen Tonstudio.
Anfang der 50er produzierte John Cage das 'Project of Music for Magnetic Tape' gemeinsam mit Earle Brown in deren Studio. Später enstand dort auch der Soundtrack zu dem beliebten Sci-Fi Film 'Forbidden Planet' (1956). Bemerkenswert ist dabei, dass dies der erste elektronische Soundtrack seiner Art war und das Publikum begeisterte.
Abbildung: Louis und Bebe Barron in ihrem Tonstudio
Quelle: http://www.lightindustry.org
Zwar verwendete man schon das Theremin für die Filmmusik, aber leider wurde das Meisterwerk der Barrons von der Gewerkschaft der amerikanischen Filmmusiker nicht als Musik anerkannt, sondern als 'elektronische Töne' abgetan und wurde somit für die Oscar-Nominierung ausgeschlossen.
Der Begriff Elektroakustische Musik wurde zum Überbegriff der Elektronischen Musik, Akusmatik, Musique Concrete und Computer Musik.
*) Die Elektroakustik in Österreich
In den 60er Jahren gab es einen weitaus unbekannten Musiker in Österreich, der erst jetzt (vor allem durch die Aufarbeitung von Elisabeth Schimana) wieder Bekannheit erlangt.
Max Brand (*1896 †1980) war ein österreichisch-amerikanischer Komponist und Pionier der Musik mit Synthesizer. In den 60er Jahrenlernte er in den USA Robert Moog kennen, der ihm einen seiner ersten Synthesizer, das "Moogtonium" baute. Es ist der älteste noch funktionierende Synthesizer und befindet sich heute im Max Brand Archiv (Museum Langenzersdorf).
Max Brand hat testamentarisch verfügt, dass eine Stiftung ins Leben gerufen werden, sollte welche jährlich Elektronik-Komponisten mit dem Max-Brand Preis auszeichnet.
Abbildung: Max Brand
Quelle: Max Brand Archiv Langenzersdorf
Ein weiterer wichtiger Synthesizerspieler in Österreich war Dieter Feichtner (*1943 †1999), der vor allem in den 70er Jahren mit dem Sureman Trio bekannt wurde und ein guter Freund von Günther Rabl war.
Der Initiator, der die Elektroakustische Musik, wie man sie von den Pariser Anfängen kennt, nach Österreich brachte, war Dieter Kaufmann:
Dieter Kaufmann (*1941) ist ein Komponist und importierte die Elektroakustische Musik von Frankreich nach Österreich. Studierte 1967-69 am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris und bei Groupe de Recherches Musicales Elektroakustik (bei François Bayle und Pierre Schaeffer).
1975 gründete er gemeinsam mit seiner Frau und Walter Stangl das K&K Experimentalstudio in Wien. Er war in den 70er Jahren als Vizepräsident und in den 80er Jahren als Präsident in der Internationalen Gesellschaft der Neuen Musik (Sektion Österreich) tätig. Außerdem war er von 1991 bis 2006 Leiter vom "Institut der Elektroakustik und Experimentelle Musik" (ELAK).
Abbildung: Dieter Kaufmann
Quelle: www.radiofabrik.at
Einer der Pioniere der Elektroakustischen Musik in Österreich war auch Günther Rabl. Mit seiner Uraufführung 'Mugl entsteigt I' in Paris im Jahre 1977 war er einer der ersten Tonbandmusiker die ihr Handwerk verstanden haben und auch weiterentwickelten. Sein Wissen steckte er auch in seine eigens programmierte Software.
*) Einflüsse in der Pop Musik
Einflüsse findet man in vielen populären Musikrichtungen: Techno, Electro-Pop, Hip-Hop, Synthie Pop, Progressive Rock, Psychodelic Rock, Krautrock, Minimal, House, New Age, Fusion, Funk, Electro Funk, New Wave, Electronic Body Music, Jersey House uvm.