*) Günther Rabl

geboren 1953, Linz

Sein Leben in Stationen die sich auch im Film ähnlich widerspiegeln:

*) Freie Musik

Günther Rabl am BassRabl lernte mit 16 Jahren Kontrabass zu spielen und fand schnell Zugang in der Free-Jazz Szene. Anfangs spielte er in seiner Heimatstadt Linz, später in Wien. Seitdem blieb er der Improvisation treu. Er spielte unter anderem mit Leszek Zadlo und Friedrich Gulda. Freie Musik heißt frei von vorgegebenen Partituren.

Er nahm alle seine Konzerte auf Kassette auf und experimentierte beim Abspielen mit Overdubbing und Zuspielen mit einem Tonbandgerät.

1974 entdeckte er den Studiengang für Elektroakustik und Experimentalmusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst.

Abbildung: Günther Rabl am Kontrabass
Foto: Renate Porstendorfer


„Freie Musik ist frei. Ihr Gegenteil ist die herkömmliche, konventionelle, unterschiedlichen traditionen verhaftete, gebundene, einem metrischen, tonalen, klanglichen, harmonischen, melodischen, rhythmischen, sozialen oder sonstigen System welcher art auch immer verpflichtete, eingeengte, angelernte, unfreie, mit einem Wort die ganze uns bekannte bisherige Musik. (...) es gibt nur wenige Spieler, die freie musik im Tiefsten begriffen haben und folglich auch hervorbringen können. Jedoch wird ihre Anzahl zweifellos rasch anwachsen, so daß sich die sache schnell verbreiten wird. Denn ihre Notwendigkeit liegt in der Luft.“
Friedrich Gulda


*) Das eigene Studio

1976 zog Rabl von Wien auf das Land. Er mietete ein fast baufälliges Schloss in Neupölla welches viel Raum für sein erstes Studio bot. Für umgerechnet 300 EUR erwarb er alte Tonbandgeräte von einer katholischen Institution.

In Neupölla vollbrachte er auch eines seiner wichtigsten Werke 'Mugl entsteigt I'.


*) Reise nach Paris

Francois Bayle1977 reiste Rabl mit einem Brief von Dieter Kaufmann in der Tasche nach Paris. Der Brief enthielt ein Empfehlungsschreiben, das an Kaufmanns ehemaligen Lehrer François Bayle gerichtet war. Nachdem Bayle den Brief gelesen und Rabls 20 minütiges Werk 'Mugl entsteigt I' gehört hatte, wurde Rabls Werk am nächsten Tag auf dem Festival für Tonbandmusik am Theatre Recamier Paris uraufgeführt. Über Nacht wurde Günther Rabl in Frankreich zum Star - in Österreich bekam man davon leider zu wenig mit.

Abbildung: Francios Bayle, Pionier der Akusmatik
Quelle: www.sonore-visuel.fr

Jacques Lonchampt schrieb nach der Uraufführung in der Zeitung 'Le Monde':

"Man spricht immer von der Unbegrenztheit der Klänge im elektroakustischen Universum. Dennoch sind die Komponisten selten, die imstande sind, sich von den gängigen Methoden und Klangvorstellungen freizumachen und vor allen Dingen, diesem Universum ein persönliches Merkmal aufzuprägen. ....
Ein einziges Werk stellte eine echte Originalität dar: "Mugl Entsteigt" des Österreichers Günther Rabl. Ein Tonband, das mit eigenem Material realisiert wurde, und vielleicht gerade deshalb durch neue, sprechende Klänge das Ohr aufweckt: Linien über leuchtendem Muster, Trauben von silbrigen Klängen, eine Art Orgel aus geschmeidigen Formen, ein farbiges Ostinato aus üppigen Strukturen. Das alles paart sich mit Humor und Lebendigkeit im Versuch einer sinfonischen Entwicklung, die den elektroakustischen Musikern nur selten gelingt."

Durch diese Kritik wurde Rabl zumindest im Ministerium bekannt und erhielt 1979 auch ein Staatsstipendium.


*) Trio mit GuldaGulda Trio

Von 1978 bis 1980 war Rabl gemeinsam mit Friedrich Gulda und Ursula Anders auf Tour. Er spielte Bass im Freistil (Improvisation) und trat in Österreich und Deutschland auf.

Danach widmete er sich wieder vermehrt der Tonbandmusik. Später entstand sein Tonbandwerk 'Landschaft mit Pianist' mit Friedrich Gulda welches Rabl 1986 in Allentsgschwendt fertig stellte.

Abbildung: Friedrich Gulda, Günther Rabl, Ursula Anders
Foto: Renate Porstendorfer


*) Einladung zum EMS Studio

Bei einem Aufenthalt am EMS-Studio in Stockholm 1982 lernt er Programmieren (FORTRAN) und beginnt in der Folge mit der Entwicklung eigener Software für Klangbearbeitung und Komposition (NMS4, FFTBOX, VASP, AMP). Während dieser Zeit entstand unter anderem das Werk 'Etude in Grau'.


*) Eigene Konzerte & FestivalsAbsolute Musik Festival Allentsteig

Seit den 80er Jahren stellte Rabl eigene Konzerte und Festivals auf die Beine. Darunter führte er bekannte Stücke wie 'Atem', 'Trio' und 'Nebengeräusche' in Österreich auf.

Unter dem Namen 'Absolute Musik' organisierte er '88, '89 und '96 jeweils ein internationales Festival für Tonbandkomposition. 1992 fand dieses Festival auch in Linz statt. In diesem Rahmen wurden nicht nur Rabls Werke aufgeführt, sondern unter anderem auch die Werke von François Bayle, Frank Zappa, Anestis Logothetis und Dieter Feichtner.

Abbildung: Festival 'Absolute Musik' 1996 in Allentsteig
Foto: Renate Porstendorfer


*) Tournee mit Mixed MediaMixed Media Tournee

Immer öfter war Rabl auch im Radio zu hören und er begann eine Tournee mit 'Mixed Media'. Von 1983 bis 1985 ließen Günther Rabl und Renate Porstendorfer Elektroakustische Musik mit farbenprächtigen, abstrakten Dias verschmelzen.

Gespielt wurde unter anderem in Wien, Salzburg, Graz, Kroatien und Ungarn.

Abbildung: Aufführung von STYX in der TU Wien (Kuppelsaal)
Foto: Otto Jekel


*) Lehrender an der ELAK

Von 1989 bis 2007 gab Rabl Vorlesungen in der 'Theorie der Elektroakustischen Musik' auf der Universität für Musik und darstellende Kunst - Lehrgang für Computermusik und elektronische Medien (ELAK).

Einige seiner Schüler sind heute noch mit ihm in Verbindung und besuchen seine Meisterkurse, die Rabl im Waldviertel abhält.


*) Kompositionsauftrag für Expo Sevilla '92

Österreich Pavillon Weltausstellung 1992 in SevillaIn der Zeit, in der Computer populär wurden, hat sich Österreich in der Weltausstellung in Sevilla unter anderem mit Elektroakustischer Musik vorgestellt. Dazu wurden Gottfried Martin, Dieter Kaufmann und Günther Rabl eingeladen, 'Computermusik' zu komponieren und diese dann in Sevilla aufzuführen.

Der Österreich Pavillon wurde nach einem Schachbrettmuster mit 24 Lautsprechern ausgestattet, welche Rabls Stücke 'Farewell Tempered Piano' und 'Odysee' spielten. Die grauen kugelförmigen Lautsprecher wurden extra für die Weltausstellung angefertigt und sind heute noch treue Begleiter von Günther Rabl.

Abbildung: Österreich Pavillon in der Weltausstellung Expo '92 (Sevilla)
Quelle: http://much.iicm.tugraz.at

Leider wurde diese Installation von Außenlärm, Klimaanlagen, einer Skifahrer Simulation und anderen Attraktionen gestört. Dadurch konnten die Werke nicht in voller Lautstärke und unbeeinflusst genossen werden. Die Musik wurde auch oftmals leiser oder sogar abgestellt, da sich die Arbeiter im Pavillon bei dieser sechsmonatigen Ausstellung durch die experimentell klingende Musik gestört fühlten.

Das 'Offene Kulturhaus Linz' gab dieser Installation eine zweite Chance und so wurde diese unter dem Namen 'Austrian Soundscape' wieder aufgeführt. In fünf Räumen konzentrierte man sich auf die Musik und untermalte diese mit verschiedensten Lichteffekten.


*) Meisterkurse Meisterkurse

Seit 2010 veranstaltet Günther Rabl als Obmann der 'Electric Orpheus Academy' in einem ehemaligen Sägewerk im Waldviertel seine 'Meisterkurse'. Dabei lehrt er vor allem mit seinen eigens programmierten Musikbearbeitungsprogrammen 'AMP' und 'VASP'.

Unter der technischen Leitung seines Freundes Wolfgang Musil endet der einwöchige Kurs mit einem Abschlusskonzert gemeinsam mit allen Teilnehmern und einem Auftritt von Künstlern wie Limpe Fuchs, Chieko Mori, Oliver Grimm und Michael Moser.